Geschichte der Zeitschrift

Quelle
http://www.stimmen-der-zeit.de/zeitschrift/geschichte/geschichte_der_zeitschrift_html

Petrus Canisius, der erste deutsche Jesuit, sagte einmal, in
Deutschland sei ein Schriftsteller mehr wert als zehn Professoren. Auch
wenn man diese Rechnung in Rücksichtnahme auf Professoren nicht in
mathematischer Genauigkeit verstehen sollte, macht sie doch deutlich,
daß der Schriftstellerei im Jesuitenorden seit seinen Anfängen ein
hohes Gewicht beigemessen wird. Mit den Büchern und Publikationen aller
Jesuiten könnte man sicher eine stattliche Bibliothek füllen. Gute 10
Meter Bücherregal wären dabei für die inzwischen 221 Bände der
Monatszeitschrift Stimmen der Zeit vorzusehen, die 1871 - damals noch
unter dem Namen "Stimmen aus Maria Laach" - gegründet wurde.


Als älteste Kulturzeitschrift Deutschlands spiegeln die "Stimmen der
Zeit" selber ein Kapitel Kirchen- und Zeitgeschichte. Mit der
Verbannung des Ordens aus Deutschland durch Bismarcks Jesuitengesetz
von 1872 mußte sich die Redaktion schon bald ins Exil nach Belgien,
Luxemburg und Holland begeben. Seit 1914 ist die Redaktion in München
angesiedelt. Den Nationalsozialisten war die Zeitschrift ein Dorn im
Auge. Nach fortgesetzten Repressalien wurde das Redaktionsgebäude 1941
konfisziert und die Zeitschrift verboten. Zur Redaktion gehörte damals
P. Alfred Delp, der am 2. Februar 1945 wegen seiner Mitarbeit im
Kreisauer Kreis hingerichtet wurde. Im Oktober 1946 konnten die
"Stimmen der Zeit" wieder erscheinen. Der erste Beitrag war eine
bewegende Meditation über das Vater unser aus den Gefängnisschriften
Alfred Delps.


In den 50er Jahren vollzog sich ein Neuaufbruch in der katholischen
Theologie, der in den "Stimmen der Zeit" vor allem mit dem Namen P.
Karl Rahners verbunden ist. Entschieden hat die Zeitschrift die Öffnung
der Kirche gegenüber der modernen Welt durch das Zweite Vatikanische
Konzil mitvollzogen und begleitet. Mit P. Wolfgang Seibel als
Chefredakteur von 1966 bis 1998 gewannen die "Stimmen der Zeit" ein
unverwechselbares Profil als eine Zeitschrift, die sich für einen
offenen Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft einsetzt. Wichtige
Leitlinien sind dabei die Grundorientierungen des Jesuitenordens, wie
sie von den letzten Generalkongregationen vorgegeben wurden: die
Einsicht, daß Glaubensverkündigung in der heutigen Welt nicht ohne
einen entschiedenen Einsatz für die Gerechtigkeit möglich ist, sowie
die Herausforderungen des interreligiösen Dialogs und der Inkulturation
der christlichen Botschaft.


Neben kirchlichen und theologischen Themen suchen die „Stimmen der
Zeit" eine geistige Auseinandersetzung mit der Gesamtproblematik der
Zeit in Gesellschaft, Politik, Naturwissenschaft, Literatur, Kino und
Kunst. Dabei möchte die Zeitschrift helfen, in der Pluralität der
Meinungen und weltanschaulichen Überzeugungen einen eigenen,
differenzierten Standpunkt zu finden. So nehmen Jesuiten in den
Editorials Stellung zu aktuellen Fragen. Doch nicht nur Jesuiten
schreiben in den Stimmen der Zeit, sondern Autorinnen und Autoren der
verschiedensten Fachrichtungen. Dabei erhält die Redaktion
unaufgefordert sehr viel mehr Artikel zugeschickt, als veröffentlicht
werden können. In den Redaktionssitzungen geht es vor allem darum, eine
Auswahl unter den vorliegenden Artikeln zu treffen, aber auch gezielt
Beiträge zu bestimmten Themen anzufordern. Hier wird auch entschieden,
welche Bücher im Besprechungsteil rezensiert werden.


Wer sind die Leserinnen und Leser der "Stimmen der Zeit"? Im
weitesten Sinn könnte man sagen: geistig aufgeschlossene Christen, die
nach Orientierung in den zunehmend komplexer werdenden
weltanschaulichen und ethischen Fragestellungen suchen. Da die
Zeitschrift in vielen Bibliotheken und Instituten aufliegt, ist davon
auszugehen, daß die Zahl der Leser die Auflage in Höhe von 5000
Exemplaren übersteigt. Ein wichtiger Multiplikatoreffekt stellt sich
dann ein, wenn Beiträge in Nachrichtenagenturen oder großen
Tageszeitungen aufgegriffen werden. In einigen Fällen wurden auf diesem
Weg schon wichtige Diskussionen angestoßen.


Die "Stimmen der Zeit" wissen sich dem Anspruch des christlichen
Glaubens und dem Dienst der Kirche verpflichtet. Doch dies schließt
kritische Stellungnahmen auch gegenüber Positionen der offiziellen
Kirche nicht aus. Bei den entsprechenden Stellen erzeugt das nicht
immer Wohlgefallen. Doch viele Leserinnen und Leser schätzen die
Zeitschrift gerade als ein Forum des freien Worts und des kritischen
Denkens in der Kirche. Karl Rahner prägte in diesem Zusammenhang einmal
das Stichwort von der "kritischen Loyalität".


Einmal im Jahr treffen sich die Chefredakteure von insgesamt 15
Jesuitenzeitschriften anderer Länder in Europa. Diese Treffen dienen
zur gegenseitigen Information und zum Austausch untereinander.
Verstärkt wird nach Wegen gesucht, die Zusammenarbeit unter den
Zeitschriften besser zu koordinieren und zu vernetzen. Ein wichtiges
Instrument dafür sind Internet und elektronische Post. Dadurch wird
eine schnelle Übermittlung von Artikeln möglich, die übersetzt in
verschiedenen Zeitschriften zugleich erscheinen können. Immer mehr
Zeitschriften machen den Schritt ins Internet. Seit einigen Jahren
waren die "Stimmen der Zeit" bereits über die Homepage des
Jesuitenordens erreichbar: www.jesuiten.org

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