Deine Zelle wird dich alles lehren
Die heutige Gesellschaft ist in Glaubensfragen schon lange nicht mehr homogen. Doch wenn Glaube ein Stützpfeiler sein soll, dann kann man sich nicht an dem orientieren, was schick und angesagt ist.
Der Papst besucht Deutschland und der Protest ist groß: Denn die von ihm vertretenen Thesen erscheinen vielen in unserem Land nicht länger relevant in einer modernen Gesellschaft, die sich in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr gewandelt hat. Denke ich jedoch an das Wort Jesu, welches uns das Liebesgebot als zentrale Aussage christlicher Praxis ans Herz legt, dann meine ich sagen zu dürfen, dass der christliche Glaube immer eine wesentliche Rolle in der Gesellschaft spielen wird. Damit ist aber zugleich verbunden, dass wir uns als Christen um die Orthopraxie des Liebesgebotes mühen.
Zunächst einmal ins Schweigen eintauchen und sich selber finden
Gewiss hat der heutige Mensch eine viel größere Auswahl an Möglichkeiten – auch spiritueller Art. Ich frage mich allerdings, ob seine Sehnsucht abseits vom traditionellen Glauben auf Dauer gestillt werden kann.
Denn machen Menschen es sich nicht gerade etwas zu einfach, wenn sie sich von aktuellen Strömungen und Trends leiten lassen? Einem spirituellen Konsum, der sich aus verschiedenen Quellen etwas zusammensucht, fehlt, so glaube ich, letztlich die Tiefe. Uns Mönche ruft der heilige Benedikt nicht umsonst zur Stabilität und zur Beständigkeit auf: Denn sie ist notwendig, wenn es um geistliches Wachstum geht. Ein altes Mönchswort bringt dies gut auf den Punkt: Geh in deine Zelle und die Zelle wird dich alles lehren.
Das hat viel damit zu tun, still zu werden, die Sehnsucht des Herzens wahrzunehmen und sich im Alleinsein der Tatsache zu stellen, die Kurt Tucholsky in die Worte gefasst hat: „Die Welt ist eine Nummer zu klein geraten, um die unendliche Sehnsucht eines Menschen stillen zu können.“ Ich glaube daher nicht, dass der Mensch inneren Frieden finden wird, indem er sich nach dem ausstreckt, was auf dem „Glaubensmarkt“ modern ist. Als Katholik bete ich immer wieder im Blick auf Christus: „Bilde unser Herz nach deinem Herzen.“ Diese Herzensbildung, im Alltag gelebt und für die Menschen erfahrbar gemacht, wird immer wieder Menschen anziehen und überzeugen. Dazu gilt es aber zunächst einmal ins Schweigen einzutauchen und sich selber zu finden – in der Gegenwart Gottes – und sich selber auszuhalten mit den vielen Bildern, mit den Sehnsüchten, Hoffnungen und Träumen, die in unseren Herzen leben.
Wo bleibt der Mensch?
In diesem Zusammenhang frage ich mich, ob nicht die Menschen gerade das brauchen: Zeit der Stille, Zeit der Besinnung und der inneren Einkehr. Unsere Welt ist laut und hektisch. Die Kommunikationsmittel machen es möglich, dass wir zu allen Tages- und Nachtzeiten erreichbar sind. Wo aber bleibt der Mensch und die Beziehung zu sich selber? Wo bleibt die Zeit, sich selbst wahrzunehmen und dem Raum zu geben, was in unseren Herzen ruft? Der hl. Benedikt beginnt seine Regel mit dem Wort „Höre“. Er will, dass wir das Ohr des Herzens neigen und lauschen, was sich in uns regt. Wozu? Damit wahr wird, was uns als Neulingen im Kloster mit auf den Weg geben worden ist: Frieden ist die Ruhe, die aus der rechten inneren Ordnung kommt. Das ist eine Lebensaufgabe.
von Rhabanus Petri OSB – 22.09.2011
Quelle
http://www.theeuropean.de/rhabanus-petri/8100-glaube-als-marktplatz
Der Papst besucht Deutschland und der Protest ist groß: Denn die von ihm vertretenen Thesen erscheinen vielen in unserem Land nicht länger relevant in einer modernen Gesellschaft, die sich in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr gewandelt hat. Denke ich jedoch an das Wort Jesu, welches uns das Liebesgebot als zentrale Aussage christlicher Praxis ans Herz legt, dann meine ich sagen zu dürfen, dass der christliche Glaube immer eine wesentliche Rolle in der Gesellschaft spielen wird. Damit ist aber zugleich verbunden, dass wir uns als Christen um die Orthopraxie des Liebesgebotes mühen.
Zunächst einmal ins Schweigen eintauchen und sich selber finden
Gewiss hat der heutige Mensch eine viel größere Auswahl an Möglichkeiten – auch spiritueller Art. Ich frage mich allerdings, ob seine Sehnsucht abseits vom traditionellen Glauben auf Dauer gestillt werden kann.
Denn machen Menschen es sich nicht gerade etwas zu einfach, wenn sie sich von aktuellen Strömungen und Trends leiten lassen? Einem spirituellen Konsum, der sich aus verschiedenen Quellen etwas zusammensucht, fehlt, so glaube ich, letztlich die Tiefe. Uns Mönche ruft der heilige Benedikt nicht umsonst zur Stabilität und zur Beständigkeit auf: Denn sie ist notwendig, wenn es um geistliches Wachstum geht. Ein altes Mönchswort bringt dies gut auf den Punkt: Geh in deine Zelle und die Zelle wird dich alles lehren.
Das hat viel damit zu tun, still zu werden, die Sehnsucht des Herzens wahrzunehmen und sich im Alleinsein der Tatsache zu stellen, die Kurt Tucholsky in die Worte gefasst hat: „Die Welt ist eine Nummer zu klein geraten, um die unendliche Sehnsucht eines Menschen stillen zu können.“ Ich glaube daher nicht, dass der Mensch inneren Frieden finden wird, indem er sich nach dem ausstreckt, was auf dem „Glaubensmarkt“ modern ist. Als Katholik bete ich immer wieder im Blick auf Christus: „Bilde unser Herz nach deinem Herzen.“ Diese Herzensbildung, im Alltag gelebt und für die Menschen erfahrbar gemacht, wird immer wieder Menschen anziehen und überzeugen. Dazu gilt es aber zunächst einmal ins Schweigen einzutauchen und sich selber zu finden – in der Gegenwart Gottes – und sich selber auszuhalten mit den vielen Bildern, mit den Sehnsüchten, Hoffnungen und Träumen, die in unseren Herzen leben.
Wo bleibt der Mensch?
In diesem Zusammenhang frage ich mich, ob nicht die Menschen gerade das brauchen: Zeit der Stille, Zeit der Besinnung und der inneren Einkehr. Unsere Welt ist laut und hektisch. Die Kommunikationsmittel machen es möglich, dass wir zu allen Tages- und Nachtzeiten erreichbar sind. Wo aber bleibt der Mensch und die Beziehung zu sich selber? Wo bleibt die Zeit, sich selbst wahrzunehmen und dem Raum zu geben, was in unseren Herzen ruft? Der hl. Benedikt beginnt seine Regel mit dem Wort „Höre“. Er will, dass wir das Ohr des Herzens neigen und lauschen, was sich in uns regt. Wozu? Damit wahr wird, was uns als Neulingen im Kloster mit auf den Weg geben worden ist: Frieden ist die Ruhe, die aus der rechten inneren Ordnung kommt. Das ist eine Lebensaufgabe.
von Rhabanus Petri OSB – 22.09.2011
Quelle
http://www.theeuropean.de/rhabanus-petri/8100-glaube-als-marktplatz
lieberaugustin - 22. Sep, 12:59