Das Projekt Europa
Das Projekt Europa
„Sarkozy und Merkel sind Repräsentanten nationalen Kleingeists“
Die EU zerbricht am Nationalismus und kleingeistiger Politik. Im      
Gespräch mit Alexander Görlach wirbt Robert Menasse für den      
politischen Richtungswechsel, ein Europa der Europäer und die      
Abschaffung des Europäischen Rates.
    
The European: In Deutschland tobt ein Krieg darüber, ob        
die CDU-Kanzlerin Angela Merkel das        
Europa-Erbe ihres großen Vorgängers Helmut Kohl verspielt oder        
nicht. Wie mutet diese Debatte von außen an?
      
Menasse: Angela Merkel hatte zunächst einen Vorzug gegenüber Kohl:      
Sie wurde politisch groß im westdeutschen politischen System, aber      
sozialisiert wurde sie in der ehemaligen DDR,      
kannte die Realität der neuen Bundesländer. Sie war also, als sie      
Kanzlerin wurde, die erste wirkliche Repräsentantin des      
vereinigten Deutschlands. Und sie hatte noch einen Startvorteil      
gegenüber Kohl: Bei all seinen Meriten fiel es den Linken in      
Deutschland und Europa doch schwer, ihn und seine Leistungen      
anzuerkennen. Merkel aber ist eine Frau. Und das führte zu einer      
Beißhemmung der Linken: die erste Frau, die Kanzlerin wurde! Das      
wurde gefeiert, völlig unbesehen von ihrem politischen Programm.      
Mittlerweile aber wurde deutlich: Kohl war ein Politiker von      
europäischer Größe, Merkel aber ist eine deutsche Kanzlerin. Und      
darüber stolpert und taumelt Angela Merkel heute unausgesetzt: nur      
deutsche Kanzlerin zu sein, ist schlecht für Europa, und eine      
schlechte Europapolitikerin zu sein, ist auch schlecht für      
Deutschland! Ich kann, wenn mir Europa am Herzen liegt, Frau      
Merkel nicht „von außen“ sehen – sie ist für jeden Europäer ein      
innenpolitisches Problem.
    
Quelle      
http://www.theeuropean.de/robert-menasse/7949-das-projekt-europa
    
