KUNST

Montag, 16. Februar 2009

An die Freude

An die Freude

Freude, schöner Götterfunken,
    Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken
    Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
    Was der Mode Schwert geteilt;
Bettler werden Fürstenbrüder,
    Wo dein sanfter Flügel weilt.

Chor

    Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder - überm Sternenzelt
    Muß ein lieber Vater wohnen.

Wem der große Wurf gelungen,
    Eines Freundes Freund zu sein;
Wer ein holdes Weib errungen,
    Mische seinen Jubel ein!
Ja - wer auch nur eine Seele
    Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wers nie gekonnt, der stehle
    Weinend sich aus diesem Bund!

Chor

    Was den großen Ring bewohnet,
Huldige der Sympathie!
Zu den Sternen leitet sie,
    Wo der Unbekannte thronet.

Freude trinken alle Wesen
    An den Brüsten der Natur,
Alle Guten, alle Bösen
    Folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reben,
    Einen Freund, geprüft im Tod.
Wollust ward dem Wurm gegeben,
    Und der Cherub steht vor Gott.

Chor

    Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahndest du den Schöpfer, Welt?
Such ihn überm Sternenzelt,
    Über Sternen muß er wohnen.

Freude heißt die starke Feder
    In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
    In der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
    Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
    Die des Sehers Rohr nicht kennt.

Chor

    Froh, wie seine Sonnen fliegen,
Durch des Himmels prächtgen Plan,
Laufet, Brüder, eure Bahn,
    Freudig wie ein Held zum Siegen.

Aus der Wahrheit Feuerspiegel
    Lächelt sie den Forscher an.
Zu der Tugend steilem Hügel
    Leitet sie des Dulders Bahn.
Auf des Glaubens Sonnenberge
    Sieht man ihre Fahnen wehn,
Durch den Riß gesprengter Särge
    Sie im Chor der Engel stehn.

Chor

    Duldet mutig, Millionen!
Duldet für die beßre Welt!
Droben überm Sternenzelt
    Wird ein großer Gott belohnen.

Göttern kann man nicht vergelten,
    Schön ists, ihnen gleich zu sein.
Gram und Armut soll sich melden,
    Mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
    Unserm Todfeind sei verziehn,
Keine Träne soll ihn pressen,
    Keine Reue nage ihn.

Chor

    Unser Schuldbuch sei vernichtet!
Ausgesöhnt die ganze Welt!
Brüder - überm Sternenzelt
    Richtet Gott, wie wir gerichtet.

Freude sprudelt in Pokalen,
    In der Traube goldnem Blut
Trinken Sanftmut Kannibalen,
    Die Verzweiflung Heldenmut - -
Brüder, fliegt von euren Sitzen,
    Wenn der volle Römer kreist,
Laßt den Schaum zum Himmel sprützen:
    Dieses Glas dem guten Geist.

Chor

    Den der Sterne Wirbel loben,
Den des Seraphs Hymne preist,
Dieses Glas dem guten Geist
    Überm Sternenzelt dort oben!

Festen Mut in schwerem Leiden,
    Hülfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwornen Eiden,
    Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Königsthronen -
    Brüder, gält es Gut und Blut, -
Dem Verdienste seine Kronen,
    Untergang der Lügenbrut!

Chor

    Schließt den heilgen Zirkel dichter,
Schwört bei diesem goldnen Wein:
Dem Gelübde treu zu sein,
    Schwört es bei dem Sternenrichter!

Rettung von Tyrannenketten,
    Großmut auch dem Bösewicht,
Hoffnung auf den Sterbebetten,
    Gnade auf dem Hochgericht!
Auch die Toten sollen leben!
    Brüder trinkt und stimmet ein,
Allen Sündern soll vergeben,
    Und die Hölle nicht mehr sein.

Chor

    Eine heitre Abschiedsstunde!
Süßen Schlaf im Leichentuch!
Brüder - einen sanften Spruch
    Aus des Totenrichters Munde!

Erstfassung

Friedrich Schiller 
(1759-1805)

Peter Sloterdijk über die Finanzkrise

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